Neuromodulation
Neuromodulation ist ein Sammelbegriff für verschiedene Infiltrationsverfahren in der Schmerztherapie. Die unterschiedlichen Verfahren haben letztendlich alle das Ziel, die Reizkette zwischen Schmerzentstehungsgebiet und dem zentralen Nervensystem (ZNS) zu unterbrechen.
Neuromodulation mit Ozon (wird bei uns nicht durchgeführt)
Mit einer Infiltration eines Ozongasgemisches in ein Gelenk bzw. Gewebe wird ein häufiger, sich aufschaukelnder entzündlicher Prozess unterbrochen. Das lokale Sauerstoffüberangebot sorgt für einen Regenerationsschub des geschädigten Gewebes.
Oxidation ist eine der Waffen, mit der unser Immunsystem alles zerstört, was es als schädigend erachtet. Dieser Prozess ist mit
der Entstehung freier Radikale verbunden, die durch körpereigene Antioxidantien (z.B. Glutathion) und durch mit der Nahrung zugeführte
Antioxidantien (z.B. Vitamin C) entsorgt werden.
Wird lokales Gewebe (z.B. ein Gelenk) auf Grund schlechter Blutzirkulation nicht genügend oxidiert, entstehen neurotoxische Substanzen.
Sensoren vor Ort registrieren und melden diese Situation unserem ZNS - wir verspüren Schmerz. Nun versucht der Organismus durch eine
lokale stärkere Durchblutung dem Sauerstoffmangel im betroffenen Gewebe entgegenzusteuern. Diese verstärkte Durchblutung wird als
Entzündung bezeichnet, ist jedoch manchmal ohne Erfolg, weil das zu erreichende Gewebe total von der Versorgung abgeschnitten ist.
Ein dramatischer Effekt - das umliegende Gewebe entzündet sich immer stärker und schmerzt, der unterversorgte Bereich bleibt jedoch
durch die Engpasssituation unerreicht und sendet mitunter weiterhin die Meldung "bitte noch mehr entzünden".
Das Ozon ist eine sehr reaktionsfreudige Sauerstoffverbindung. Es wird direkt in das mit Sauerstoff unterversorgte Gewebe injiziert. Die vermehrte Oxidation im Gewebe zerstört die neurotoxischen Substanzen. Dadurch wird der gesamte oben beschriebene Prozess unterbrochen und eine Regeneration des betroffenen Gewebes eingeleitet. Diese Form der Neuromodulation zählt zunächst zu den symptomorientierten Therapien. Bei entsprechender Regeneration des Gewebes tritt sie jedoch auch als Ordnungstherapie in den Vordergrund und kann für dauerhaften Behandlungserfolg verantwortlich sein.
Indikationen
- alle entzündlichen rheumatischen degenerativen Gelenkerkrankungen
Kontraindikationen
Grundsätzlich darf in eine Gelenkinfektion nicht injiziert werden.
Nebenwirkungen und Gefahren
Es gelten die allgemeinen Risiken einer Injektion (Blutungen, Infektion, Verletzung benachbarter Strukturen). In einigen Fällen werden vorübergehend knackende Geräusche im behandelten Gelenk wahrgenommen.
Therapie-Ablauf
Die Injektionen erfordern keinen Beobachtungszeitraum, im Anschluss der Heilinjektion dürfen Sie die Praxis verlassen. Die Injektionen können nach Bedarf wiederholt werden, für einen optimalen Heilungsprozess sind mitunter bis zu 10 Injektionen im wöchentlichen Abstand notwendig.
Arbeitsfähigkeit
Soweit die Grunderkrankung selbst keine Arbeitsunfähigkeit verursacht besteht keine Einschränkung ihrer Leistungsfähigkeit im Rahmen der Behandlung.
Sportaktivitäten
- keine Einschränkung
Kostenträger
Die Kosten einer Heilbehandlung mit Ozon werden nur von den Privatversicherungen erstattet bzw. teilerstattet.
Neuromodulation mit Morphinen
Opiode (Morphine) sind die derzeit wirksamsten der Medizin zur Verfügung stehenden Schmerzmittel. Verschiedene Formen einer Neuromodulation mit Morphinen verursachen letztendlich eine verstellte Wahrnehmung in unserem zentralen Nervensystem und können so eine Linderung bzw. Unterdrückung stärkster Schmerzzustände bewirken.
Ein noch nicht vollständig erforschtes körpereigenes Rezept zur Schmerzregulation ist die Ausschüttung von Endorphinen in extremer Stress-Situation. So ist es möglich, dass schwerste Verletzungen (z.B. durch Unfall) durch den Betroffenen nicht sonderlich wahrgenommen werden. Endorphine sind körpereigene Opioide, welche nach derzeitigem Wissensstand unter anderem durch Blockierung von Rezeptorstellen im Gehirn (genauer im limbischen System) die Wahrnehmung von Nozizeption (der Fachbegriff für Schmerzempfindung) verändern. So kann der Schmerz zwar noch lokalisiert werden, wird jedoch nicht mehr als bedrohlich empfunden.
Die Morphine sind Hauptbestandteil des aus dem Schlafmohn gewonnenen Opiums. Infiltriert man sie intravenös, epidural oder verabreicht sie oral, besetzen sie die gleichen Rezeptoren wie die körpereigenen End(om)orphine. Morphine wirken schmerzlindernd, beruhigend und schlaffördernd. Sie zählen zu den wirksamsten Mitteln in der Schmerztherapie und finden Anwendung bei stärksten Schmerzen. Die von Morphinen ausgehende Suchtgefahr ist nicht zu verleugnen, jedoch ist bei dosierter Anwendung das Risiko stark minimiert. Die Neuromodulation mit Morphinen ist eine symptomorientierte Therapie.
Eine geeignete Möglichkeit eines kontrolliert dosierten Einsatzes von Morphinen ist die Anwendung von transdermalen Matrixpflastern. Diese können an einer bequemen Körperstelle befestigt werden und geben kontinuierlich ca. 72 Stunden lang ihren Wirkstoff über die Haut in die Blutbahn ab. Die in unserer Praxis eingesetzten Matrixpflaster beinhalten den Wirkstoff Buprenorphin, eine Substanz, die im Vergleich zu Morphin eine 20 bis 40fach stärkere Wirkung hat. Der Einsatz von Matrixpflastern ist mit zusätzlichen Vorteilen gegenüber einer medikamentösen Morphiumtherapie verbunden: Leber- bzw. Nierenbelastungen werden minimiert, ein kompliziertes Einnahmeschema entfällt.
Indikationen
- fortschreitende chronische schwere Schmerzzustände nach WHO Stufe 3
Kontraindikationen
- eine bereits bestehende Opioidabhängigkeit
- bestehende schwere Obstipation
Nebenwirkungen und Gefahren
Anfänglichen Nebenwirkungen (z.B. Übelkeit) und dauerhafte Nebenwirkungen bei Langzeittherapien (Obstipation) sind relativ unkompliziert
medikamentös abzufangen bzw. zu begleiten. Eine Toleranzentwicklung bzw. Suchtgefahr ist nur bei unkontrollierter Therapie "nach Bedarf"
wahrscheinlich und kann durch Verwendung von Matrixpflastern weiter minimiert werden.
Es gelten die allgemeinen Risiken einer Injektion (Blutungen, Infektion, Verletzung benachbarter Strukturen). (Siehe auch Herstellerangaben)
Therapie-Ablauf
Die Verschreibung eines Morphinpräparates unterliegt dem BTMG (Betäubungsmittelgesetz) und erfordert die Ausstellung eines Betäubungsmittelrezeptes durch den Arzt. Für den Patient ist vor allem durch die Verwendung von Matrixpflastern ein bequemer Therapieablauf möglich.
Arbeitsfähigkeit
Die Fahrtüchtigkeit ist nach einer Neuromodulation mit Morphinen vor allem in den Wirkungsspitzen beeinträchtigt. Bei Verwendung von Matrixpflastern treten keine Wirkungsspitzen auf.
Sportaktivitäten
Patienten, die sich in einer Schmerztherapie unter Morphinpräparaten befinden, empfehlen wir, sich bei sportlicher Betätigung ausnahmslos in eine sporttherapeutische Betreuung zu begeben. (Reha-Zentrum Adlershof)
Kostenträger
Leistungen im Rahmen einer Neuromodulation mit Morphinen werden von allen Krankenkassen und Privatversicherungen erstattet.
Neuromodulation mit Corticosteroiden
Eine lokale Cortisontherapie unterdrückt die Immunreaktionen des Organismus in einem betroffenen Areal mit dem Ziel, entzündliche Prozesse aufzuhalten bzw. zu unterbinden. Ein eventuell bereits entstandener Teufelskreislauf wird unterbrochen und mitunter die Einleitung einer langfristigen Regeneration des geschädigten Gewebes ermöglicht.
Während einer akuten Gefahr, in der das Überleben z.B. eine Flucht erfordert, läuft in unserem Organismus ein spezielles biochemisch-neurologisches Programm ab. Alle Funktionen, die zwar grundsätzlich sinnvoll, aber im Rahmen einer maximalen Belastung wie einer Flucht hinderlich sein könnten, werden massiv unterdrückt - der Organismus ist auf Stress ein gestellt. Zu diesen unterdrückten Funktionen gehören z.B. die Verdauung, die Zell-Regeneration, Aktivitäten des Immunsystems, alle entzündlichen Prozesse und letztendlich sogar Schwangerschaften - alles kostet Energie, die der Körper jetzt zum Überleben benötigt.
Cortisol ist ein Hormon, das dem Organismus während dieser Stresssituationen vermehrt zur Verfügung steht. Durch Cortisol werden alle Stoffwechselvorgänge "Stress-optimiert": der Blutzuckerspiegel steigt an, die Sinnesfunktionen werden sensibilisiert, alle Immunaktivitäten sowie Entzündungen werden unterdrückt. Cortisol ist eines der vom Körper aus Cholesterin synthetisierten Steroid-Hormone. Nach einer zeitlich begrenzten Wirkung (einige Stunden) wird es in der Leber wieder abgebaut.
Die beschriebenen Effekte von Cortisol können bei lokalen entzündlichen Prozessen durch eine Depot-Injektion am Schmerzherd (z.B. direkt in das Gelenk hinein) potenziert werden. Im Ergebnis lässt sich somit die örtliche Entzündung vorübergehend unterbinden, ohne den gesamten Organismus dabei mit Cortisol zu überfluten. Zusätzlich ist es der pharmazeutischen Industrie gelungen, durch Veränderung der Molekularstruktur die synthetischen Corticosteroide in ihrer Wirkung zu modulieren. Die unerwünschten systemischen Effekte können somit noch besser unterdrückt werden. Die Halbwertzeit ist gegenüber dem körpereigenen Cortisol um ein vielfaches gestiegen, so dass die Präparate wesentlich länger am Schmerzherd verweilen, bevor sie in der Leber abgebaut werden.
Die Neuromodulation mit Corticosteroiden zählt zu den symptomorientierten Therapieformen. Mitunter gelingt es jedoch, durch eine Injektionsserie einen "Teufelskreislauf" (siehe auch Chirotherapie) zu durchbrechen. Die das Schmerzgebiet umgebene Muskulatur lässt durch das Abklingen der Entzündung locker und verbessert somit indirekt die lokale Stoffwechselsituation. Im Ergebnis besteht eine gute Chance, auch langfristig ein Therapieergebnis zu sichern.
(orthopädische) Indikationen
- entzündlich degenerative rheumatische Gewebs- und Gelenkerkrankungen
Kontraindikationen
- grundsätzlich darf in eine Gelenkinfektion nicht injiziert werden
- schwere Osteoporose, Glaukom, Diabetes mellitus
Nebenwirkungen und Gefahren
Die physiologischen systemischen Wirkungen des körpereigenen Cortisols ziehen bei einer hoch dosierten Langzeittherapie eine Reihe unerwünschter Effekte nach sich (z.B. erhöhte Infektanfälligkeit, Knochenabbau). Durch niedrige Dosierungen, einzuhaltende Therapieabstände und ständige Verbesserung der Eigenschaften eingesetzter synthetischer Corticosteroide kann man diese Effekte jedoch gut unterbinden.
Therapie-Ablauf
Die Indikation ist letztendlich entscheidend bei der Wahl der Therapieabstände und Dosierungen im Rahmen einer lokalen Cortisontherapie um die Nebenwirkungen optimal gering zu halten.
Arbeitsfähigkeit
Im Anschluss einer lokalen Injektion sollten 2 bis 3 Tage lang keine schweren körperlichen Tätigkeiten verübt werden.
Sportaktivitäten
Im Anschluss einer lokalen Injektion sollten 2 bis 3 Tage lang keine sportlichen Betätigungen stattfinden.
Kostenträger
Leistungen im Rahmen einer Neuromodulation mit Cortison werden von allen Krankenkassen und Privatversicherungen erstattet.
Neuraltherapie (Neuromodulation mit Lokalanästhetikum)
Mit Hilfe eines Lokalanästhetikums (z.B. Procain) werden per Infiltration die irritierenden Impulse einer energetisch gestörten, mitunter sogar pathologischen lokalen bzw. segmentalen Struktur zeitweilig vom vegetativen Nervensystem entkoppelt. Eine dadurch mögliche Neuordnung im System ist für das Auslöschen hartnäckigster chronischer Prozesse verantwortlich.
Die Effekte der Neuraltherapie lassen sich erklären, wenn man Erkenntnisse aus der Medizin mit Gesetzmäßigkeiten der Quantenphysik verknüpft:
In einem sich regulierenden Organismus stehen zu jeder Zeit alle Zellen in Kommunikation miteinander. Jede Zelle teilt ihren
aktuellen Zustand dem System durch ein von ihr ausgestrahltes elektromagnetisches Schwingungsmuster mit. Die Summe aller
entstehenden Schwingungsmuster bildet im System einen Zustand der Ordnung, dessen Qualität man als den Parameter unserer
Gesundheit verstehen kann. "Kranke" Schwingungsmuster pathologischer Zellverbände (z.B. eine Zyste an der Zahnwurzel)
werden sofort im System als ein "Störfeld" in dieser Ordnung registriert. Auch Narbengewebe, ein Schmerzpunkt in der Muskulatur,
aber auch ein dauerhafter Aufenthalt in einem starken elektromagnetischen Feld (Hochspannungsleitung) sind irritierende
Informationen für unser System.
Neben dieser Kommunikation der Zellen auf rein physikalischer Ebene werden diese "Störfeld"-Informationen auf physiologischem Weg dem Gehirn zugetragen. Unser vegetatives Nervensystem ist hierbei das regulierende Bindeglied. Es stimmt die Funktionen aller Organsysteme nach den momentanen inneren und äußeren Bedingungen aufeinander ab. Jedes Störfeld löst eine Reflexantwort im vegetativen Nervensystem aus. Mitunter durchaus schmerzhafte Reflexantworten (wie z.B. ein Muskelhartspann) können sich wiederum zu einem neuen Störfeld entwickeln. Je mehr Störfelder entstehen, desto größer ist der Stressfaktor für das vegetative Nervensystem, welches reflektorisch die Organsysteme immer mehr auf eine erhöhte "Alarmbereitschaft" programmiert. Daraus ergibt sich ein Ausfall der notwendigen Regenerationszeiten, und der Organismus gerät an die Grenze seiner Belastbarkeit.
Mit der gezielten Injektion eines lokalen Betäubungsmittels in ein Störfeld (z.B. Narbe) lassen sich die von ihm ausgehenden Irritationen ausschalten, somit wird die gesamte reflektorische Antwortkette des vegetativen Nervensystems aufgelöst. Dieser Effekt setzt in manchen Fällen so dramatisch ein, dass z.B. ein jahrelang bestehender Tinnitus schlagartig verschwindet, wenn das verantwortliche Störfeld richtig getroffen wurde (in der Neuraltherapie spricht man von einem "Sekundenphänomen"). Dabei ist anscheinend die biochemische Wirkung des Lokalanästhetikums nicht für die Heilreaktion verantwortlich, da die Micro-Betäubung nur kurz anhält. Dieses Zeitfenster reicht dem System jedoch aus, sich neu zu ordnen und Störfeldinformationen zu löschen.
Die Neuraltherapie ist vorwiegend eine Ordnungstherapie, sie kann darüber hinaus unter bestimmten Voraussetzungen sowohl Ursachen als auch Symptome schlagartig auslöschen. Einige Störfelder, wie z.B. die oben schon erwähnte Zyste an der Zahnwurzel, lassen sich natürlich nicht dauerhaft mit einer Neuraltherapie löschen. In diesem Fall spricht man von einem "Herd" der dann parallel zur Neuraltherapie saniert werden muss, um das System langfristig zu entlasten.
Indikationen
OP-Narben, Schmerzpunkte im Muskel (Triggerpunkte), leere Zahnfächer nach Extraktionen und wurzelbehandelte Zähne sind die häufigsten Störfelder. Jedes Störfeld kann die Grundlage einer chronischen Krankheit sein. Somit ist jedes chronische Krankheitsbild, aber auch akute Symptomatiken (hier liegen die chronischen Belastungen womöglich verdeckt) als Indikation für eine Neuraltherapie in Betracht zu ziehen und diagnostisch abzuklären.
Kontraindikationen
- alle akuten chirurgischen Indikationen (z.B. Appendicitis)
- Blutgerinnungsstörungen
Nebenwirkungen und Gefahren
- Unverträglichkeiten des Lokalanästhetikums (werden in unserer Praxis durch Muskeltests weitestgehend ausgeschlossen)
Therapie-Ablauf
Nach einer umfangreichen diagnostischen Abklärung mit Hilfe der Applied Kinesiologie und einigen Tests auf Verträglichkeit verschiedener Lokalanästhetika erfolgt eine Neuraltherapie in ein bis zwei Sitzungen, die nach Bedarf wiederholt wird.
Arbeitsfähigkeit
- keine Einschränkung
Sportaktivitäten
- keine Einschränkung
Kostenträger
Die anfallenden Kosten einer Neuraltherapie werden von allen Krankenkassen und Privatversicherungen erstattet. Die zur Abklärung notwendige umfangreiche Störfeld-Diagnostik wird leider nur von den Privatversicherungen erstattet.