KISS - Kopfgelenk Induzierte Symmetrie Störungen

Übersicht

  1. Was bedeutet der Begriff KISS
  2. Geschichte
  3. Geburtstraumatische Ereignisse, Risikofaktoren, die KISS auslösen
  4. Haltungsauffälligkeiten KISS I und II
  5. KISS Folgen I und II
  6. Behandlung
  7. Folgeerscheinungen durch KISS: KIDD


1. Was bedeutet der Begriff KISS

KISS steht für Kopfgelenk induzierte Symmetrie Störungen. Damit sind Haltungsstörungen gemeint, die durch geburtstraumatische Ereignisse ausgelöst werden und bei Säuglingen und Kleinkindern beobachtet werden. Die Kopfgelenke befinden sich im oberen Nackenbereich, sie stellen den Übergang zwischen Halswirbelsäule und Nackenbereich dar. Schäden an den Kopfgelenken werden manualtherapeutisch mit sanfter Impulstechnik behandelt.

2. Geschichte

Entdeckt wurde der Zusammenhang zwischen geburtstraumatischen Ereignissen und späteren Haltungsstörungen bereits 1728 durch den Pariser Chirurgen Andry. Aber erst 1952 wurden von dem Manualtherapeuten Gutmann spezielle Behandlungsmethoden für Kinder entwickelt. 1990 wurde der Begriff KISS durch den Chirurgen Biedermann eingeführt.

3. Geburtstraumatische Ereignisse, Risikofaktoren, die KISS auslösen

Während der Schwangerschaft können spätere Haltungsschäden (KISS) durch Zwangslagen in der Gebärmutter oder Enge wegen Mehrlingsschwangerschaften auftreten.

Während der Geburt können folgende Merkmale ausschlaggebend sein:

  • Kristeller'scher Handgriff,
  • Drehung/Seitliche Neigung oder Zug am kindlichen Kopf,
  • Geburtshilfen, wie Saugglocke oder Zange,
  • Geburtsgewicht von über 4000g,
  • sehr kurze Geburtsverläufe

Nach der Geburt können beispielsweise apparative Beatmung oder eine frühzeitige Mittelohrentzündung Auslöser für KISS sein.

4. KISS I und KISS II

Haltungsauffälligkeiten werden qualitativ eingeteilt in KISS I und KISS II. Die Klassifizierung in KISS I und KISS II ist die Grundlage für spätere Behandlungsmethoden.

Zu KISS I zählen unter anderem die Beobachtungen:

  • Schiefhals (eingeschränkte Kopfbeweglichkeit),
  • C-Verbiegung der Wirbelsäule,
  • Abplattung des seitlichen Hinterkopfes
  • Asymmetrische Schädelform,

Zu KISS II werden folgende Beobachtungen gezählt:

  • Überstreckung der Wirbelsäule (Flitzebogenhaltung),
  • der KISS-Fleck, mittige Schädelabplattung, haarlos auf kreisrunder Fläche,
  • keine Bauchlage,
  • Schwächen in der Kopfhaltung

Nicht alle Auffälligkeiten sind eindeutig KISS I oder KISS II zuzuordnen, auch Kombinationen aus beiden Kategorien sind denkbar.

5. KISS Folgen I und II

Als Folgen der Kopfgelenk-induzierten-Symmetriestörungen sind "Dreimonatskoliken", Stillprobleme, Spucken, Sabbern kennzeichnend.

Ebenso werden motorische Auffälligkeiten wie verspätete Säuglingsentwicklung, Überspringen von Entwicklungsstadien, Schwierigkeiten in der Fein- und Grobmotorik den KISS-Schäden zugerechnet.

6. Behandlung

Funktionsstörungen im Halswirbelbereich, die auf KISS hindeuten, werden in aller Regel chiropraktisch (manualtherapeutisch) behandelt. Nach der ersten Behandlung sollte eine Reaktionszeit von vier Wochen abgewartet werden. Während dieser Reaktionszeit sollte auf physio-therapeutische Anwendungen verzichtet werden. 80% der behandelten Kinder benötigen keine weitere Behandlung. 20% der betroffenen Kinder werden in Physio- oder Ergotherapien weiter behandelt. Kontrollen über den Verlauf der Behandlung erfolgen vier Wochen nach der Ersttherapie, danach wieder zwischen dem dritten und vierten Lebensjahr und vor der Einschulung.

7. Folgeerscheinungen durch KISS: KIDD

Als Folge unbehandelter Symmetriestörungen kann in späteren Kindesjahren die Kopfgelenk-Induzierte Dysgnosie und Dyspraxie (KIDD) auftreten. Es handelt sich hierbei um Wahrnehmungsstörungen (Dysgnosie) und Ungeschicklichkeiten (Dyspraxie), die die Bewegungsabläufe des Kindes in seiner Entwicklung beeinflussen. Symptome für Entwicklungsstörungen können unter anderem Haltungsstörungen sein, wie zum Beispiel: Rundrücken, Hohlkreuz, vermehrte Beckenkippung, Einwärtsdrehung der Füße. Störungen in der Fein- und Grobmotorik können anhand von gemalten Bildern des Kindes vor der Behandlung und nach der Behandlung diagnostiziert werden. Weiteres Indiz ist die Entwicklung der koordinativen Fähigkeiten wie Einbeinhüpfen, Einbeinstand, Zehenspitzenstand, Hampelmann. Allgemeine Hinweise sind auch Störungen der Kraftdosierung, Verhaltensauffälligkeiten, Konzentrationsstörungen, Hyperaktivität und Kopfschmerzen.

Bei Verdacht auf Merkmale, die KISS oder KIDD kennzeichnen, raten wir zu einem Besuch in unsere Praxis. Aber auch für grundlegende oder weiterführende Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.